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Nathalie Lina Winter: Soulmates - Time is on your side


„Egal, was Dir dein Verstand sagt - dein Herz kennt den richtigen Weg."

Bevor ich diese Rezension beginne, möchte ich anmerken, dass mir die Autorin unentgeltlich ein Rezensionsexemplar ihres Werkes zu Verfügung gestellt hat.

 

Heute widmen wir uns also dem Roman „Soulmates – Time is on your side“ der Autorin Nathalie Lina Winter. Der Roman ist im September des letzten Jahres als E-Book und kurz darauf als Print- Ausgabe erschienen

 

 


Das Cover:

Das Cover ist wirklich wunderschön. Was soll ich sagen? Ich finde die Atmosphäre die es ausstrahlt nahezu zauberhaft. Eben sehr romantisch. Auch die pastell und kräftigen Farbtöne passen sehr gut zum Genre. Eventuell könnte man sagen, dass das Cover zu sehr eine „heile Welt“ Stimmung vermittelt, wenn man den Klappentext kennt, aber da wir hier eine Romanze betrachten, kein Problem. Alles richtig gemacht. Sehr gut.

 

Titel:

Da haben wir ihn wieder, den allseits beliebten, englischen Titel. Wieso denn? Können deutsche Autoren nicht einen schönen, passenden, deutschsprachigen Titel für ihr Werk finden? Sonst gelingt es einem doch auch  auf Deutsch alles auszudrücken. Die Geschichte verfasst man ja auch nicht auf Englisch, weil es schöner klingt.  Seelenverwandte – Die Zeit ist auf deiner Seite oder Verwandte Seelen – Die Zeit ist auf deiner Seite hätte doch gar nicht so schlecht geklungen. Aber gut. Vielleicht ist das auch wirklich nur meine Meinung. Der Titel passt auf jeden Fall zum Roman. Auch auf Englisch.

 

Klappentext:

Da haben wir ihn, den Klappentext. Der Klappentext ist gut. Ich bin kein Fan von Romanzen und lese sie deshalb selten, weshalb mein Urteil hier vermutlich ein wenig subjektiv ausfällt.  Mich regt er nicht unbedingt dazu an ins Buch hinein zu lesen. Er ist einfach zu langweilig, für mein Empfinden. Aber das liegt wohl eher am Genre als am Text. Deshalb soll das kein Kritikpunkt, sondern meine Meinung sein. Ich glaube Fans des Genres fühlen sich angesprochen. Sprachlich ist er jedenfalls fast tadellos.  Für mich wirkt die Frage am Ende des Klappentextes ziemlich rhetorisch, werfen wir noch einmal einen kurzen Blick auf das Genre, aber jedem das seine.

"Doch egal, was Dir dein Verstand sagt - dein Herz kennt den richtigen Weg."

Der Satz hat mir ziemlich gut gefallen und lässt mich als geneigten Leser mit einer gewissen Vorfreude auf das Werk zurück. Erinnert mich etwas an Antoine de Saint-Exupéry, den ich sehr gerne lese.

 

Die Idee:

Die Idee kurz zusammengefasst:

Nach Jahren der Trennung treffen Karena und Timo wieder aufeinander. Er war ihre Sandkastenliebe, aber ihre Freundschaft wurde jäh beendet als Timo nach einem Umzug plötzlich den Kontakt abbricht. Auf einer Studienfahrt können die beiden sich nicht länger aus dem Weg gehen und müssen ihre Beziehung zueinander neu definieren.

Soviel dazu in Kurzform. Dadurch, dass bereits zwei weitere Bände angekündigt sind, lässt sich bei einer Romanze sehr stark vermuten, wie das Ganze sich entwickelt. Die Idee ist natürlich nicht neu –ich betone aber gerne, dass ist sie eigentlich nie. Es sei denn, sie entspricht nicht ihrem Genre. Was dann die Frage aufwirft, ob sich die Geschichte tatsächlich klar einem Genre zuordnen lässt. Ich schweife ab. Zurück zu der Idee. Es ist natürlich ein  bisschen die Nadel im Heuhaufen. Es gibt unzählige Romanzen, die sich mit Sandkastenfreundschaften beschäftigen. Ich finde sie bietet viel Charakterpotenzial und eher weniger Handlungspotenzial. Was zwangläufig aber nicht schlecht oder langweilig sein muss. Da wir uns auf eine mehr Bändige Reihe beziehen, gehe ich von einer größeren Komplexität aus, als sich aus dem bisherigen Text herauslesen lässt.

 

Umsetzung des Plot / der Idee:

Grundsätzlich finde ich die Umsetzung der Idee, oder den Verlauf der Handlung – wie man es denn nennen möchte – gar nicht schlecht. Was mich vermutlich am allermeisten gestört hat, war - neben der Logikfehler, über die viele Leute in diesem Genre aber allgemein hinweg sehen - die Sprunghaftigkeit, die sich in manchen Szenen herauslesen lies und das meiner Meinung nach bei weitem nicht ausgeschöpfte Charakterpotenzial. Denn Charaktere waren genug da, und auf 500 Seiten hätte ich mir manches Mal eine genauere Beleuchtung der Charaktere gewünscht. In kurz:

 

NEBENFIGUREN

Jonas, Pascal, Leon, Maren =  Sind nicht weiter nennenswert, gehören aber irgendwie dazu.

Elena = Ein absoluter Klischee-Charakter

Simon = Karenas Bruder, Bezugsperson, zu Beginn fast stärker Charakterisiert als die beiden Protagonisten

Jasmin = Eine von Karenas besten Freundinnen. Abwechslungsreich aber wenig integriert

Kati = Die zweite beste Freundin. Wieder abwechslungsreich aber ebenso wenig integriert

 

PROTAGONISTEN

Timo = Er wirkt widersprüchlich in der Charakterdarstellung in den ersten zu den weiteren Kapiteln. Insgesamt ist er aber ein nachvollziehbarer Charakter. Nicht immer ein sympathieträger aber authentisch.

Karena = In die Gefühlswelt unserer Protagonistin kennen wir uns bestens aus. Sie wurde im Laufe der Handlung sehr stark charakterisiert. Sie wirkte auf mich teilweise etwas pubertär in gewissen Zügen. Dennoch ist sie authentisch und handelt - nach ihrer Denkweise - meistens nachvollziehbar. 

 

Das gilt also nicht unbedingt für die Protagonisten, die waren an und für sich ganz gut charakterisiert, mir hat das lediglich bei den Nebencharakteren sehr gefehlt. Die waren für mich irgendwie zu runter reduziert, um sie authentisch zu finden. Sie haben mit Worte und Taten oft nur Handlungsstränge eingeleitet. 

Ansonsten bleibt nur zu sagen, der Handlungsstrang hat immer einem roten Faden gefolgt, auch wenn der kurzzeitig mal Knoten hatte, und dieser Handlungsstrang war zwar sehr dramatisch aber auch mit Liebe ausgearbeitet.

 

Rechtschreibung und Grammatik

Wenn man hier kurz bedenkt, dass es sich um einen Roman handelt, der im Selfpublishing erschienen ist und man sich darüber im Klaren ist, dass kein professionelles Lektorat und Korrektorat stattgefunden hat, muss man sagen, dass sich der Roman dennoch sehen lassen  und lesen lassen kann. Ja, es gibt den ein oder anderen Rechtschreibfehler, der stört in der Regel aber nicht den Lesefluss. Ja, auch den einen oder anderen Grammatikfehler gibt es tatsächlich. Wie gesagt, muss man hier aber den Berg im Tal lassen, denn es handelt sich hier um Fehler die zwar auffallen, nicht aber stören, wenn man sich auf den Text konzentriert. Trotzdem hoffe ich natürlich bei einer weiteren Auflage auf Ausbesserung der Fehler.

 

Stil und Ausdruck

An sich hat die Autorin Natalie Lina Winter einen, sagen wir, netten Schreibstil vorzuweisen. Dem Genre jedenfalls ist er angemessen. Bei einem Liebesroman erwartet man schließlich keinen elaborierten Sprachcode. Manche Sätze wirken etwas ungelenk und manche Wortwiederholung müsste vielleicht auch nicht sein ebenso wie die eine oder andere szenische Ausschweifung, die man bestimmt kürzer hätte fassen können. Manchmal läuft das Werk Gefahr in seinem Stil restringiert zu klingen aber wenn man sich vor Augen führt, dass es sich hier um das Debüt einer Indie-Autorin handelt, kann ich darüber doch noch hinwegsehen.  Es ist eventuell auch noch einmal positiv hervor zu heben, dass es einige Testleser gab, die diese Einschätzung offensichtlich nicht geteilt haben.

 

Gesamteindruck

 

„Soulmates – Time is on your side“, das Erstlingswerk der Autorin Nathalie Lina Winter kann sich alles in allem sehen lassen. Der Roman erfindet das Genre zwar nicht neu, es ist aber anzunehmen, dass sich einige Anhänger dieses Genres dennoch sehr gut unterhalten fühlen werden. Die Protagonisten haben durchaus auch ihren Charme, wenn man sich auf sie einlässt und sprachlich ist das Werk insgesamt in Ordnung, wenn man über teils ungalante Passagen hinweg sehen kann. Wer also nach seichter Unterhaltung mit einem etwas kräftigerem Hauch Drama sucht und über den einen oder anderen Logikfehler hinwegsehen kann, der ist bei „Soulmates“ definitiv immer noch gut aufgehoben und wird seine Freude an dem Werk haben.


Für "Soulmates - Time is on your side" vergebe ich - vielleicht auch, weil die Autorin eine liebe, sympathische Frau ist - drei Kätzchen. Keine Katastrophe, aber auf jeden Fall noch Luft nach oben.